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Weltumwelttag

Was kann passieren, wenn alte Medikamente unsachgemäß entsorgt werden?

Medikamente retten Leben, lindern Schmerzen, stoppen Infektionen und helfen uns gesund zu werden bzw. zu bleiben. Das ist möglich, weil Arzneimittelwirkstoffe biologisch aktive Substanzen sind, die gezielt in den Stoffwechsel von Menschen und anderen Lebewesen eingreifen. Diese hochwirksamen Stoffe können jedoch bei falscher Handhabung auch Negatives bewirken – das gilt nicht nur mit Blick auf unsere Gesundheit, sondern auch für die Umwelt. Darum ist es wichtig, abgelaufene oder nicht mehr benötigte Arzneimittel immer fachgerecht zu entsorgen. 

Werden alte Medikamente unsachgemäß (z.B. über die Toilette oder den Hausmüll) entsorgt, kann das auf unterschiedliche Weise ökologische Schäden anrichten:

Arzneimittel, die (unsachgemäß) über Toilette oder Waschbecken entsorgt werden, gelangen direkt ins Abwasser. Viele Kläranlagen sind technisch nicht in der Lage, alle Wirkstoffe vollständig herauszufiltern. Die Folge: Rückstände von Medikamenten gelangen in Flüsse, Seen und mitunter auch ins Grundwasser.

Dort entfalten sie ihre Wirkung weiterhin – jedoch mit negativen Folgen:

  • Hormonaktive Substanzen (z. B. aus der Antibabypille) können bei Fischen zu Fortpflanzungsstörungen führen, z. B. zur Verweiblichung männlicher Tiere.
  • Entzündungshemmer und Schmerzmittel können Leber- und Nierenschäden bei Fischen verursachen.
  • Psychopharmaka beeinflussen das Verhalten von Fischen, sodass sie z. B. ihr Fluchtverhalten verlieren.

Zwar gelangen Rückstände von Medikamenten auch indirekt über menschliche Ausscheidungen in Gewässer, da die meisten Wirkstoffe im Körper nicht vollständig abgebaut werden. Dies ist jedoch ein deutlich kleineres (und schwerer zu verhinderndes) Übel als eine fahrlässige Entsorgung von nicht verwendeten Altmedikamenten über Toilette oder Waschbecken.

Langfristig können Arzneimittelrückstände aus Oberflächengewässern ins Grundwasser gelangen. Da Grundwasser in vielen Regionen als Trinkwasserquelle dient, stellt dies ein ernsthaftes Problem dar. Auch wenn die Rückstände oft nur in sehr geringen Konzentrationen vorkommen, gibt es Umweltbedenken:

  • Viele Arzneistoffe sind chemisch stabil und biologisch kaum abbaubar – sie verbleiben über Jahre in der Umwelt.
  • Es besteht das Risiko, dass sich solche Stoffe anhäufen (Bioakkumulation) oder sich chemisch umwandeln und neue, möglicherweise giftige Verbindungen bilden.

Je mehr Medikamente unkontrolliert in die Umwelt gelangen, desto schwieriger und teurer wird es, sauberes Trinkwasser zu gewinnen.

Vor allem durch falsch entsorgte Antibiotika werden Mikroorganismen in der Umwelt mit Wirkstoffen konfrontiert, gegen die sie Resistenzen entwickeln können. Diese resistente Umweltflora stellt ein Risiko für natürliche Kreisläufe dar:

  • Sie kann das mikrobielle Gleichgewicht im Boden und in Gewässern verändern.
  • Sie behindert natürliche Reinigungsprozesse in der Umwelt (z. B. Abbau organischer Stoffe durch bestimmte Bakterien).
  • Resistenzgene können auf andere Mikroorganismen übertragen werden, was ihre Ausbreitung fördert.

Medikamentenrückstände in der Umwelt wirken nicht isoliert, sondern in Kombination mit vielen anderen Stoffen (z. B. Pestiziden, Mikroplastik, Industriechemikalien). Diese Stoffmischungen können komplexe und schwer vorhersehbare Auswirkungen auf ganze Ökosysteme haben:

  • Rückgang bestimmter Arten (z. B. wirbellose Tiere, die besonders empfindlich auf Schadstoffe reagieren)
  • Veränderung von Nahrungsnetzen und biologischer Vielfalt
  • Förderung widerstandsfähiger, oft unerwünschter Arten, was zu einem Ungleichgewicht führt

Diese Veränderungen bedrohen nicht nur einzelne Tierarten, sondern die Stabilität ganzer Lebensräume.