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Medikamentenknappheit: Nationales Wirkstofflager wird eingerichtet

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Lieferschwierigkeiten bei diversen Fertigarzneimitteln hat sich die Apothekerkammer seit Monaten dafür stark gemacht, dass besonders wichtige Wirkstoffe für die Versorgung der Bevölkerung vom Bund beschafft und in Österreich gelagert werden. Mit Erfolg: Das Gesundheitsministerium hat nun angekündigt, diesen Vorschlag umzusetzen und den Apotheker:innen für die kommende Wintersaison Wirkstoffe, Hilfsstoffe und Packmittel zur Verfügung zu stellen, mit denen sie durch patientenindividuelle Anfertigungen von Arzneimitteln (magistrale Zubereitungen) in den apothekeneigenen Labors die gröbsten Engpässe abfedern können.

„Damit haben Apothekerinnen und Apotheker ein nützliches Werkzeug, um bestimmten Lieferengpässen bei Medikamenten effizient entgegenwirken zu können. Wir freuen uns, dass unsere Forderung nunmehr umgesetzt wird“, erklärt Apothekerkammer-Präsidentin Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr. Schon im vergangenen Winter, der von Knappheiten bei vielen wichtigen Medikamenten (u.a. verschiedene Antibiotika) geprägt war, haben die Apotheker:innen zehntausende kritische Fälle durch die Anfertigung von Arzneimitteln in den Apotheken entschärft. Die Schaffung eines nationalen Wirkstofflagers soll diese wichtige Versorgungsleistung der Apotheken absichern. Denn die Apotheker:innen können nur jene Arzneimittel per Hand anfertigen, für die sie ausreichend Wirk- und Hilfsstoffe zur Verfügung haben.

► Siehe auch: Engpässe bei Medikamenten: Apotheken finden täglich individuelle Lösungen

Magistrale Zubereitungen für Kinder und Jugendliche besonders wichtig

Die magistrale Zubereitung ist eine der Kernkompetenzen der Apothekerschaft. Sie erfordert großes pharmazeutisches Wissen und ist handwerklich anspruchsvoll. Keine andere Berufsgruppe verfügt über diese Expertise und die entsprechende Befugnis. Besonders für Kinder und Jugendliche ist diese Versorgungsleistung der Apotheker:innen von großer Bedeutung, denn sie sind von den Engpässen bei Fertigarzneimittel besonders stark betroffen. Häufig fehlt für sie das richtige Fertigarzneimittel in der richtigen Dosierung. Bei Kinderärzt:innen liegt der Anteil der magistralen Verordnungen inzwischen bei über einem Drittel. 

In jeder Apotheke werden pro Jahr durchschnittlich

2.300,00

Medikamente patientenindividuell in Handarbeit angefertigt – ein Großteil davon für Kinder und Jugendliche.

Zu bedenken ist jedoch, dass magistrale Zubereitungen für die Apotheken mit hohem Aufwand verbunden sind. Die Herstellung ist nur in geringen Stückzahlen möglich und kostet die Apotheker:innen viel Zeit. In vielen Fällen ist diese wichtige Versorgungsleistung für die Apotheken derzeit nicht einmal kostendeckend zu erbringen. Darum müssen magistrale Zubereitungen auch dringend angemessen honoriert werden. „Nun ist die Sozialversicherung am Zug, die der Apothekerschaft zugesicherte inflationskonforme Anpassung der Herstellungskosten umzusetzen“, betont Mursch-Edlmayr.

Zäpfchen mit individuellen Dosierungen für Säuglinge und Kleinkinder werden häufig magistral von Apotheker:innen hergestellt.

Die individuelle Herstellung von Medikamenten in den Apotheken hat allerdings Grenzen. Magistrale Zubereitungen sind eine kurzfristige Lösung, um die gröbsten Engpässe (z.B. bei Antibiotika-Säften für Kinder) zu entschärfen. Quantitativ können sie aber den Ausfall industriell hergestellter Fertigarzneimittel auf Dauer nicht kompensieren. Auch kann nicht jedes Arzneimittel magistral hergestellt werden.

Arzneimittelproduktion muss zurück nach Europa

Darum spricht sich die Apothekerkammer dafür aus, die Produktion und Lagerung von Arzneimitteln und Hilfsstoffen wieder nach Europa zurückzuholen. Im Zuge der Globalisierung wurden diese Prozesse aus Kostengründung sukzessive in den asiatischen Raum ausgelagert – mit entsprechend negativen Konsequenzen für europäische Länder wie Österreich in Hinblick auf die Anfälligkeit von Lieferketten und die Abhängigkeit von Staaten wie China oder Indien. Da das Problem alle EU-Länder betrifft, ist eine nachhaltige Lösung auf europäischer Ebene anzustreben.