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Medikamenten-Knappheit: Mehr Versorgungssicherheit für die Bevölkerung

Ein umfangreiches Medikamentenvorratslager und ein neues Wirkstofflager entlasten auch die Apotheken

Wieso ist mein Medikament aktuell nicht lieferbar? Gibt es eine Alternative zu „meinem“ Medikament? Knappheiten bei Medikamenten verunsichern viele Patient:innen. Durch Grenzschließungen, Produktionsausfälle und gestörte Lieferketten hat das Problem durch die Corona-Zeit bei manchen Medikamenten eine neue Stufe erreicht. Gerade im Winter 2020/2023 gab es teils gravierende Engpässe bei wichtigen Arzneimitteln wie beispielsweise Antibiotika-Säften für Kinder.

Für die Apotheker:innen bedeuten solche Lieferprobleme einen erheblichen Zusatzaufwand und manchmal auch das frustrierende Gefühl, jemandem nicht sofort vor Ort helfen zu können, obwohl man selbst keinerlei Schuld an der Liefermisere trägt. Die Apothekerkammer hat in den vergangenen Monaten immer wieder auf diese Problematik hingewiesen und begrüßt nun die von Seiten der Gesundheitspolitik initiierten Maßnahmen.

Erhöhung der Lagerbestände bei über 700 kritischen Arzneimitteln

So soll die pharmazeutische Industrie dazu verpflichtet werden, deutlich mehr Medikamente in Österreich einzulagern als bislang. Insgesamt wurden von einem Expertengremium, dem auch Vertreter:innen der Apothekerkammer angehören, über 700 Arzneimittel als kritisch für die Versorgung der Bevölkerung eingestuft –  insbesondere gängige Antibiotika sowie fiebersenkende und stark schmerzstillende Mittel. Von diesen Fertigarzneimitteln soll ein Vorrat angelegt werden, der groß genug ist, um den österreichweiten Bedarf von vier Monaten zu decken. Diese Bevorratungsmaßnahme soll bis zum Beginn der kommenden Wintersaison umgesetzt werden und dafür sorgen, dass auch in der kalten Jahreszeit jede/r in der Apotheke ohne Verzögerung sein Medikament bekommt.

Wirkstofflager und magistrale Zubereitungen als zusätzliche Absicherung

Als zusätzliche Sicherheitsmaßnahme und Reaktion auf eine Forderung der Apothekerkammer wurde vom Gesundheitsministerium und dem Arzneimittel-Vollgroßhandel ein Wirkstofflager eingerichtet. Dieses Lager umfasst alle nötigen Rohstoffe für gängige Antibiotika und Medikamente gegen Erkältungssymptome. Sollte es trotz der erhöhten Bevorratung von Fertigarzneimitteln künftig zu akuten Engpässen kommen, können die Apotheken diese Wirkstoffe abrufen und die Versorgung der Bevölkerung durch individuell zubereitete Arzneimittel sicherstellen.

Die magistrale Zubereitung ist eine Kernkompetenz des apothekerlichen Berufsstandes und ermöglicht es, im apothekeneigenen Labor Arzneimittel in Handarbeit herzustellen. Das erfordert großes pharmazeutisches Wissen und handwerkliches Geschick. Besonders wichtig sind diese Zubereitungen für Kinder und Jugendliche, denn für sie fehlen oftmals passende Fertigarzneimittel in der richtigen Dosierung. Bei Kinderärzt:innen liegt der Anteil der magistralen Verordnungen bei über einem Drittel. Durch magistrale Zubereitungen konnten in den vergangenen Jahren bereits zahlreiche Engpässe abgemildert werden. Das neue Wirkstofflager gibt den Apotheker:innen nun die Sicherheit, die dafür benötigten Rohstoffe bei Bedarf rasch zur Verfügung zu haben.

Um das Problem von Lieferengpässen und Medikamentenknappheit dauerhaft in den Griff zu bekommen, spricht sich die Apothekerkammer zudem weiterhin klar dafür aus, mittel- und langfristig wieder verstärkt Arzneimittel und Medizinprodukte in Europa herzustellen. Dadurch könnte man die Produktion flexibler auf den Bedarf hierzulande anpassen zu können – gerade bei so wichtigen Medikamenten wie Antibiotika – und man würde die teils beunruhigenden Abhängigkeiten in der Arzneimittelproduktion vom asiatischen Raum verringern. Hier sollte auf europäischer Ebene eine Lösung gefunden werden, da dieses Problem alle EU-Länder gleichermaßen betrifft.