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Innovative Gesundheitsangebote in Apotheken:

Pharmakogenetische Analysen

Jeder Mensch ist verschieden – das gilt auch für die individuelle Reaktion auf Arzneimittel und deren Verstoffwechselung (Metabolisierung). Denn unsere Gene haben einen erheblichen Einfluss darauf, wie gut bestimmte Medikamente ihre Wirkung in unserem Körper entfalten und welche Nebenwirkungen wie stark auftreten. Pharmakogenetische Analysen in der Apotheke können dabei helfen, die Wirkstoffe besser auf jede Patientin und jeden Patienten anzupassen und damit genetisch bedingte und vorhersehbare Probleme bei Verträglichkeit oder Wirksamkeit zu vermeiden.

Arzneimittel interagieren mit verschiedenen Strukturen im Körper, die mit der Wirkung selbst nichts zu tun haben. Dazu gehören Ein- und Auswärtstransporter, aber auch Enzyme, die entweder zur Aktivierung eines Arzneimittels oder aber auch zu dessen Elimination benötigt werden. Kommt es zu einem zu raschen Abbau kann ein Arzneimittel unter Umständen nicht ausreichend wirken, weil es nicht zu den benötigten Blutspiegeln kommt. Ein zu langsamer Abbau hingegen führt zu einer Anreicherung im Körper. Das kann zu Nebenwirkungen, aber auch zu toxischen Blutspiegeln führen“, erklärt Mag. Sabine Obrecht-Pock, selbstständige Apothekerin im oberösterreichischen Walding. So kann beispielsweise das gleiche Schmerzmittel in der gleichen Dosis aufgrund der genetischen Unterschiede zwischen Menschen bei einer Person sehr gut und rasch wirken, eine äußerlich vergleichbare Person spürt hingegen kaum einen schmerzlindernden Effekt oder es überwiegen sogar unerwünschte Nebenwirkungen. Dieses Phänomen gilt für fast alle Arten von Medikamenten – von Antidepressiva und Antiepileptika über Blutdruck- und Cholesterinsenker bis hin zu Krebsmedikamenten.

Unsere Gene beeinflussen auch, wie unser Stoffwechsel auf Medikamente reagiert und diese verarbeitet.

Was ist Pharmakogenetik?

Die Pharmakogenetik ist das Teilgebiet der Pharmakologie, das untersucht, wie genetische Unterschiede zwischen Individuen deren Reaktion auf Medikamente beeinflussen. Denn jeder Mensch ist genetisch einzigartig und die Unterschiede zwischen den Individuen können dazu führen, dass ein Medikament bei einer Person gut wirkt, bei einer anderen aber unerwünschte Nebenwirkungen verursacht oder gar nicht anschlägt. Die Pharmakogenetik hilft dabei zu verstehen, warum das so ist, und wie man Medikamente gezielter und sicherer einsetzen kann. Langfristig ist das Ziel, für jeden Menschen die individuell passenden Medikamente in der individuell richtigen Dosis zu finden – also eine noch stärker personalisierte Therapie.

Apothekerin Mag. Obrecht-Pock empfiehlt jedem Bürger, jeder Bürgerin, das individuelle pharmakogenetische Profil möglichst früh bestimmen zu lassen. „Grundsätzlich macht die Bestimmung schon ab der Geburt Sinn, denn unser genetisches Profil verändert sich nicht. Und je früher man seine pharmazeutisch relevanten genetischen Besonderheiten kennt, desto eher können auch Medikamente, deren Einnahme im Lauf des Lebens nötig wird, darauf abgestimmt werden. Ich habe meine Kinder daher auch schon im frühen Kindesalter testen lassen.“

Für die Initiierung der Analyse ist lediglich eine schmerzlose Abstrichnahme an der Mundschleimhaut in der Apotheke nötig. Diese Probe wird von der Apotheke an ein Labor geschickt und binnen weniger Tage erhält die getestete Person einen Zugang zu den vertraulichen Ergebnissen. Über diesen Zugang kann man dann bei Bedarf seine/n Apotheker:in oder Arzt/Ärztin autorisieren, auf die Daten zuzugreifen. Denn es ist nun möglich, vor der Einnahme von Medikamenten zu überprüfen, ob diese gut zum individuellen pharmakogenetischen Profil des Patienten bzw. der Patientin passen oder ob das Ausweichen auf eine Alternative ratsamer wäre. Auch Hinweise auf die Höhe der nötigen Dosierung liefert das Profil, denn die Verstoffwechselung von Wirkstoffen unterscheidet sich von Mensch zu Mensch (= verschiedene „Metabolizer“-Typen). Als Grundlage für die Empfehlungen dienen riesige Datenbanken, in denen pharmakogenetische Erkenntnisse von Forscher:innen aus der ganzen Welt zusammengeführt werden.

Aus Sicht der Apothekerin machen pharmakogenetische Analysen aber nicht nur in gesundheitlicher Hinsicht Sinn, sondern haben auch erhebliches Potential, um unnötige Behandlungskosten einzusparen. „Die Bestimmung eines pharmakogenetischen Profils kostet einmalig einige hundert Euro, das Profil ist dann aber lebenslang verwendbar. Wenn man das mit den Kosten vergleicht, die beispielsweise entstehen, wenn ein Patient über längere Zeit einen Blutverdünner einnimmt, der bei ihm aufgrund seines genetischen Profils gar nicht richtig wirkt, und dann wegen eines Herzinfarktes oder Schlaganfalls wochenlang im Spital behandelt werden und anschließend auf Reha geschickt werden muss, relativiert sich das sehr schnell“, betont Mag. Obrecht-Pock.