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Hitzewellen in Österreich: Apothekerschaft und Gesundheitswesen verstärken Zusammenarbeit, Prävention und Beratungsangebote

Schumann: „Immer heißer werdende Sommer erfordern gemeinsames, akkordiertes Handeln auf allen Ebenen“ – Apothekerkammer-Präsidentin präsentiert neue Beratungsleitlinien

Die Prognosen der Klimaforschung zeigen deutlich, dass Hitzewellen künftig noch häufiger, intensiver und langanhaltender ausfallen werden als in den vergangenen Jahrzehnten. Österreich ist besonders betroffen, denn der Temperaturanstieg ist hierzulande bereits jetzt doppelt so hoch wie im globalen Durchschnitt. Bei Hitze besonders gefährdet sind ältere Menschen, chronisch Kranke, Schwangere, Kleinkinder und all jene, die regelmäßig Medikamente einnehmen, deren Wirkung sich bei Hitze verändern kann.

Gemeinsam für einen besseren Gesundheitsschutz vor Hitze: Bundesgesundheitsministerin Korinna Schuman, Apothekerkammer-Präsidentin Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr und Dr. Heinz Fuchsig, Arbeits- und Umweltmediziner sowie Umweltreferent der Österreichischen Ärztekammer. (Foto: David Bohmann)


Hitzebedingte Gesundheitsrisiken minimieren

Angesichts dieser Herausforderungen hat sich das Gesundheitswesen in Österreich berufsgruppenübergreifend zusammengeschlossen – von Verwaltung über Apothekerschaft und Mediziner:innen bis zu Klimaexpert:innen. Das Ziel ist es, die Bevölkerung bestmöglich auf die Folgen der Hitze vorzubereiten und die gesundheitlichen Risiken zu minimieren. In interdisziplinären Arbeitsgruppen werden Best Practices, wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Maßnahmen geteilt und erarbeitet. Das Gesundheitsministerium hat im vergangenen Jahr unter anderem den nationalen Hitzeschutzplan umfassend überarbeitet und sämtliche Akteure eingebunden.

„Hitze wirkt direkt in unseren Lebenswelten: auf dem Weg zur Arbeit, in Betrieben, in Schulen, im Wohnumfeld, im Pflegeheim, in der Freizeit“, betont Korinna Schumann, Bundesministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. „Hitze hat geringere Konzentration, reduzierte Leistungsfähigkeit und erschwerte Arbeitsplatzbedingungen zur Folge. Manche Menschen sind einem besonders hohen Risiko ausgesetzt, etwa chronisch kranke Personen, ältere Menschen und Menschen mit Behinderungen. Apotheken übernehmen hier eine zentrale Rolle im Gesundheitssystem. Als wohnortnahe und niederschwellige Anlaufstellen sind sie für viele Menschen oft die erste Adresse bei Fragen zur Gesundheit und zu Medikamenten. Das Gesundheitsministerium setzt konkrete Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung vor Hitze. Besonders wichtig sind dabei Hitzeschutzpläne, um Gesundheit und Lebensqualität auch bei hohen Temperaturen zu sichern. Sie helfen auch dabei, das Gesundheitssystem gut auf Hitzeextreme vorzubereiten.“
 

Bundesgesundheitsministerin Korinna Schumann betonte, wie wichtig die Apotheken als Gesundheitsnahversorger für die Betreuung von Hitze-Betroffenen sind. (Foto: David Bohmann)

Die Österreichische Apothekerkammer hat das Thema Hitze 2025 zu einem ihrer inhaltlichen Schwerpunkte gemacht, wie Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr erklärt: „Als eine zentrale Maßnahme haben wir neue Beratungsleitlinien zum Thema Hitze für Apothekerinnen und Apotheker entwickelt, um Patientinnen und Patienten noch umfassender zu beraten und für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren. Die Hitzewellen werden in Österreich zunehmen, daher ist es umso entscheidender, dass wir die Menschen im Umgang mit diesen Veränderungen optimal unterstützen. Wenn die Temperaturen steigen, hat das nicht nur Auswirkungen auf den Organismus, sondern auch auf die Wirkung von Medikamenten. Manche Medikamente können die körpereigene Temperaturregulation stören, zu einem erhöhten Flüssigkeitsverlust führen oder den Blutdruck stark senken. Mit den neuen Beratungsleitlinien können wir hitzeverbundene Risiken und damit verbundene Probleme bei der Arzneimitteltherapie gezielter minimieren. So fördert die Apothekerschaft die Gesundheit der Patientinnen und Patienten und erspart dem Gesundheitssystem gleichzeitig die Folgekosten von Medikationsfehlern.“ 

Apothekerkammer-Präsidentin Dr. Ulrike Mursch-Edlmayr stellte die neuen Hitze-Beratungsleitlinien für die 1470 öffentlichen Apotheken vor. (Foto: David Bohmann)

Täglich suchen rund 600.000 Menschen Beratung in der Apotheke. Diese niederschwellige und ohne Termin oder längere Wartezeit verfügbare Beratungskompetenz sollte laut Apothekerkammer noch besser genutzt werden. Apotheken könnten künftig als Hitze-Erstanlaufstellen für die Bevölkerung fungieren, eine Finanzierung dieser Leistung könnte etwa durch ein Präventionskonto erfolgen, das allen Versicherten in Österreich zur Verfügung gestellt wird.  

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600.000,00

Menschen suchen täglich Beratung in der Apotheke.

„Hitze ist eine Belastung für alle und ein hohes Risiko für Erkrankte, aber auch für Menschen, die Outdoor arbeiten oder Sport treiben. Hohe Außentemperaturen reduzieren die Arbeitsfähigkeit und erhöhen die Unfallhäufigkeit“, sagt Heinz Fuchsig, Arbeits- und Umweltmediziner sowie Umweltreferent der Österreichischen Ärztekammer. „Während bei älteren Menschen Einsamkeit in oberen Stockwerken zu einem sich langsam aufbauendem Hitzschlag führen kann, geht das bei jugendlichen Hitzköpfen schneller. Sportveranstalter sind angewiesen, anstrengende Bewerbe in der Sonne bei Temperaturen über 30°C abzusagen oder abzubrechen. Menschen mit Asthma sollten zusätzlich die Ozonwarnungen ernst nehmen. Alle Institutionen – also beispielsweise Betriebe, Schulen und Hausgemeinschaften – sollten einen Hitzeschutzplan machen. Dieser gibt unter anderem Aufschluss darüber, welche Räume besonders heiß werden und nur eingeschränkt genutzt werden sollten, welche Schritte bei einem Notfall gesetzt werden müssen oder was bei einem gleichzeitigen Stromausfall zu beachten ist. Die Österreichische Ärztekammer hat deswegen 2022 das Buch „Medizin im Klimawandel“ an alle fast 50.000 Ärzt:innen Österreichs geschickt und bietet laufend Fortbildungen und Webinare an. Bei Extremwetterlagen – und Hitze ist jene mit den größten Gesundheitsschäden und meisten Todesfällen – müssen alle Gesundheitsberufe zusammenarbeiten. Eine verstärkte Einbindung der Niedergelassenen in Katastrophenpläne wäre wünschenswert.“

Ärztekammer-Vertreter Dr. Heinz Fuchsig ging auf die Gefahren von Hitze aus medizinischer Sicht ein und sprach sich für einen professionenübergreifenden Ansatz aus, um Hitzewellen wirksam zu begegnen. (Foto: David Bohmann)