
Wenn die Nase läuft und die Augen jucken...
Allergiker werden inzwischen immer seltener verschont:
Die Pollenflugzeit setzt im Jahr nur noch zwei Monate –nämlich im Oktober und November − aus.
Die Purpurerle macht im Dezember den Anfang, gefolgt von Erle und Hasel im Februar und März. Kurz danach belasten Esche sowie Birke − und die Gräserpollen sind im Anmarsch. Beifuß und Ragweed bilden den Abschluss.
Blütenstaub, wohin man sieht
Zu Zeiten der Spitzenbelastung setzt sich der Blütenstaub in einer dichten Schicht an Fenstern und anderen Oberflächen ab. Ein einzelnes Pollenkörnchen ist mit bloßem Auge aber nicht zu erkennen. In der Forschung werden einzelne Pollen in Mikrometern gemessen, also in Hunderttausendstel Metern. Erst, wenn sich Hunderte Pollen zu ganzen Ballen bilden, sind sie auf Oberflächen oder in der Luft zu erkennen. Dann können sie auch von Insekten leicht transportiert werden. Für die Pollenallergiker sind die Pollenbällchen aber unbedenklich. Vielmehr sind es die windbestäubten Pollen von mikroskopischer Größe, die tief in die Atemwege eindringen und schwere Reaktionen hervorrufen können. Auf die eingeatmeten Pollen reagiert ein Heuschnupfenpatient mit einem Abwehrreflex. Das Immunsystem ruft eine Entzündung hervor, um gegen die Pollen vorzugehen. Daraus resultieren die bekannten Heuschnupfensymptome.
Immunsystem in Alarmbereitschaft
Der Allergieprozess findet in zwei Schritten statt: Beim ersten Zusammentreffen zwischen Allergen und Immunsystem finden im Körper noch keine Reaktionen statt. Das Immunsystem steht nun in Alarmbereitschaft und bildet Antikörper – so genannte Immunglobuline. Nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip passen sie mit dem Allergen zusammen. Beim zweiten Zusammentreffen mit dem Blütenstaub reagiert das Immunsystem nun mit einer allergischen Reaktion. Der zweistufige Vorgang wird als Sensibilisierung bezeichnet. Bei jedem Eindringen der Pollen über die Atemwege oder Schleimhäute erkennen die weißen Blutzellen sie wieder. Stets bilden sie die Antikörper, die sich mit dem Allergen zusammenschließen. Die Antikörper befinden sich dabei auf besonderen Immunzellen, so genannten Mastzellen. Beim Kontakt mit dem Allergen setzt die Mastzelle entzündungsfördernde Botenstoffe frei, die ihrerseits weitere Immunzellen stimulieren. Bei den Botenstoffen handelt es sich um Histamin. Am Ende der Reaktionskette rufen Histamine die klassischen Symptome hervor, etwa Niesen, Husten oder Hautausschläge.
Der zweistufige Allergieprozess ähnelt dem einer Erkältung. Tatsächlich handelt es sich bei der Pollenallergie um einen Fehlalarm: Das Immunsystem sieht das Allergen als einen Schädling an und geht mit der Sensibilisierung aktiv gegen es vor.
Wenn nicht behandelt wird ...
Wird die Allergie nicht behandelt, kann sich Heuschnupfen in manchen Fällen zu einem allergischen Asthma fortbilden. Damit gehen Atemwegsprobleme, ein trockener Husten und plötzliche Luftnot einher. Heuschnupfen gehört zudem zu den Allergien, die bei Betroffenen mit seelischen Beschwerden einhergehen.
Hilfe aus Ihrer Apotheke
Da die Nasenschleimhaut am stärksten betroffen ist, eignen sich Salzlösungen, etwa als Nasenspülsalz, dank ihrer reinigenden Wirkung. Die Lösung wird in Wasser aufgelöst und mithilfe einer Nasendusche angewendet. Alternative für Unterwegs: Meerwassersalzspray. Viele Präparate sind gut verträglich und können Allergene, Schleim oder sonstige Partikel aus der Nase spülen.
Viele Pollenallergiker klagen, dass der Nasenschleim mit der Zeit zäher wird. Pflanzliche Präparate mit ätherischen Ölen wie Eukalyptus können helfen, den festsitzenden Schleim zu lösen. Säfte, Tropfen, Sprays und Nasenöle aus Ihrer Apotheke normalisieren die Sekretbildung zusätzlich. Antihistaminika sind als Nasensprays oder Augentropfen zur lokalen Behandlung von Fließschnupfen, Juckreiz und Augenbeschwerden verfügbar. Die Antihistaminika wirken unmittelbar an der Schleimhaut und hemmen Histaminrezeptoren. So verhindern sie, dass der entzündungsfördernde Botenstoff Histamin an den Rezeptoren andocken kann. Die Wirkung setzt bereits nach 15 bis 60 Minuten ein und hält mehrere Stunden an. Zur Hauptblütezeit ist eine tägliche Anwendung sinnvoll, um eine dauerhafte Wirkung zu erzielen. Bei akuten Beschwerden der Nase kommen abschwellende Nasensprays zum Einsatz. Diese leisten unmittelbar eine Abhilfe, können aber auf Dauer die Schleimhäute austrocknen. Somit sind diese maximal dreimal täglich und längstens eine Woche anzuwenden.
Das können Sie tun
Damit weniger Pollen ins Schlafzimmer gelangen, sollten Sie die Fenster stets geschlossen halten. Möchte man auf Frischluftzufuhr nicht verzichten, können Pollenschutzgitter angebracht werden. Auf dem Land ist die Pollenbelastung am Vormittag am stärksten, in der Stadt häufig erst am Abend. Wenn es regnet, steigt die Belastung in der ersten Stunde massiv an. Nach einer Stunde lässt die Belastung stark nach. Die Zeit nach einem starken Regen ist daher am besten geeignet, um die Wohnung zu lüften und aufgeschobene Tätigkeiten im Freien zu erledigen.
Bewahren Sie getragene Kleidung nicht im Schlafzimmer auf und waschen Sie sich vor dem Schlafengehen die Haare. Saugen Sie regelmäßig Ihre Wohnung – am besten mit einem Mikrofilter. Für weitere Informationen sowie Tipps für die Allergiesaison steht Ihnen Ihr Apotheker mit kompetenter Beratung zur Verfügung.
Quelle: Mag.pharm. René Gerstbauer, Apotheker, "DA - Deine Apotheke"